Wie Datenvielfalt zum Erfolgsfaktor wird

Text: Julia Post

Jeder Händler hat unzählige Daten zur Verfügung, deren Auswertung ihm das Leben erleichtern könnte. Doch viele wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Welche Tools die ANWR anbietet und welchen Mehrwert sie für Händler haben können.

Wenn Schuhfilialist Christian Bode morgens seinen Arbeitstag beginnt, führt ihn sein erster Weg zu den Verkaufsdaten des Vortages: „Das macht sicherlich jeder anders, aber ich schaue mir die Daten immer noch gern auf Einzelartikelbasis an“, erklärt er mit einem Lächeln. „Da habe ich Freude dran! Es fasziniert mich zu sehen, welche Schuhe wir gestern verkauft haben. So bekommt man ein gutes Gefühl dafür, welche Mode gerade gefragt ist.“ Die gewonnenen Erkenntnisse setzt Bode, der als Geschäftsführer von 25 Filialen und einem Online-Shop selbst den Wareneinkauf verantwortet, sofort in Nachbestellungen um. „Wenn man nah an der Ware ist, kann man als einer der Ersten bei den Lieferanten nachgreifen.“

So vielfältig die Daten, so vielfältig die Lösungen

„Das ist tatsächlich nur eines von vielen Beispielen, wie nützlich Daten für Händler sein können“, weiß Mathias Schwabe. Er bildet zusammen mit Michael Decker die Geschäftsführung der ANWR Data GmbH. Das 14-köpfige Team der ANWR Data beschäftigt sich täglich damit, Daten aus Handel, Industrie und Markt zu verarbeiten, aufzubereiten und zu visualisieren. Die Vision des Teams: alle relevanten Informationen (Daten) zur richtigen Zeit den richtigen Personen zur Verfügung zu stellen, damit diese die richtigen Entscheidungen treffen können.

Der Nutzen der Daten ist dabei so individuell wie die Daten selbst, erklärt Schwabe:
„Da wären zum Beispiel die POS-Daten bezüglich Abverkauf und Bestand, die wie im Beispiel von Herrn Bode dabei helfen, das eigene Sortiment hinsichtlich beliebter Marken, Modelle, Größen, Farben zu optimieren – oder auch Ladenhüter zu identifizieren.“ Kundendaten wiederum liefern wichtige Informationen zum Einkaufsverhalten sowie möglichen Touchpoints mit dem Endkunden innerhalb der Customer Journey. „Sie helfen dem Händler dabei, den Endkunden noch besser ins Zentrum seines täglichen Handelns zu stellen, ob anhand des Produktangebots oder etwa der Zielgruppenansprache.“ Die betriebswirtschaftliche Auswertung der Finanzdaten, wie Umsatz, Rohertrag und Kosten, zeigt die wirtschaftliche Situation und Entwicklung des Unternehmens sowie konkrete Handlungs- und Optimierungsfelder auf. „Spannend ist auch, die Auswirkungen eingeleiteter Maßnahmen anhand der betriebswirtschaftlichen Auswertung messbar zu machen“, sagt Schwabe. Und zu guter Letzt helfen Marktdaten Händlern dabei,
die eigene Geschäftsentwicklung ins Verhältnis zum Gesamtmarkt sowie zu definierten Vergleichsgruppen zu setzen. „Die Entwicklung anderer Marktteilnehmer zu verfolgen, ist beispielsweise interessant, um Trends zu erkennen und Produktlebenszyklen besser einzuschätzen“, erläutert Schwabe.

Vergleiche sind gewinnbringend

Es gibt also jede Menge nutzbare Daten. Bei Schuhhändler Christian Bode nimmt die Arbeit mit den Zahlen viel Raum im unternehmerischen Alltag ein, besonders im Einkauf. Doch er ist überzeugt: „Sich mit Daten zu beschäftigen, ist gut investierte Zeit, denn sie führt letztlich zu besseren Entscheidungen und einem erfolgreicheren Geschäft.“ Insbesondere von Vergleichen mit Marktdaten macht auch Bode gern und viel Gebrauch.
„Bei diesem Thema stoßen Warenwirtschaftssysteme, die ja schließlich auch Daten liefern, allerdings schnell an ihre Grenzen und es braucht andere Tools.“ Tools wie das Handels-Cockpit. „Im HandelsCockpit kann man beispielsweise Daten von Läden aus einer bestimmten Region oder zu bestimmten Lieferanten einsehen“, beschreibt er den Nutzen. „Ich finde es wichtig, dass man eine Benchmark auch zu anderen Händlern hat. Ist bei mir eine Marke vielleicht schwach, die bei anderen sehr gut ist, muss ich da mal genauer hingucken – ich finde das sehr wichtig und wertvoll.“ Dass diese Benchmark-Analysen möglich sind, setzt allerdings voraus, dass viele Händler ihre Daten mit der ANWR teilen, um diese im HandelsCockpit zu visualisieren. „Dank geteilter Daten können wir unsere datengetriebenen Produkte stetig verbessern“, erklärt Mathias Schwabe. „Die Daten der Händler helfen uns als Verbundgruppe dabei, das Sortimentsangebot optimal an die Bedürfnisse des Handels anzupassen und mit der Industrie an der Optimierung der Markensortimente zu arbeiten.“ Bei diesem Thema leuchten Schwabes Augen sichtlich, er spricht vom Datendreiklang.

So gelingt es dann, die Belegschaft zu durchmischen. Um dann aber die wirklichen Vorteile zu heben, müssen diese verschiedenen Menschen mit ihren verschiedenen Perspektiven auch vernünftig eingebunden werden. Es ist relativ nutzlos, wenn plötzlich die Belegschaft bunt ist, der Chef aber weiterhin alles allein entscheidet und dabei niemanden konsultiert. Also braucht es den regelmäßigen Austausch mit den Mitarbeitern. Das kann informell gelingen, wenn etwa ein Händler sich auf der Fläche im Laufe der Woche mal hier und mal da hinstellt oder im Falle eines Filialisten regelmäßig die verschiedenen Standorte abklappert. Es kann aber auch feste Formate geben, monatliche Gesprächsrunden mit zufällig ausgewählten Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen, auch ein gemeinsames Frühstück kann helfen. Klar ist: All das kann nur gelingen, wenn die Unternehmer und Führungskräfte mutig anstatt verzagt sind. Wer seinen Einstellungsprozess lockert und auch mal ein Risiko bei einer Anstellung eingeht, der kann danebenlangen. Wer neue Dialogformate etabliert, stellt vielleicht fest, dass die nicht ansatzweise so gut funktionieren wie gedacht. Solche Fehler können passieren, sie müssen akzeptiert werden und dürfen nicht als Entschuldigung dienen, um wieder in den „Das haben wir schon immer so gemacht“-Trott zurückzufallen.

Erfolg im Dreiklang

Auch die Industrieseite hat ihr eigenes datengetriebenes ANWR-Analyse-Tool: das Brand-Cockpit. Es versorgt Industriepartner aus den Bereichen Schuh und Sport mit wertvollen Informationen und Analysen wie Zahlen zur Marktentwicklung und eigenen Marktanteilen, Bestsellerlisten, Benchmarks und vielem mehr. Die Industrieseite, so Schwabe, kann mithilfe der Erkenntnisse die eigenen Kollektionen auf die Kundennachfrage hin optimieren. „Und im Grunde teilen alle, Handel und Industrie, dasselbe Interesse: glückliche Kunden! Weil sie die passende Ware zur rechten Zeit am rechten Ort vorfinden.“

Und die ANWR? Die ANWR Data unterstützt die Verbände bei ihrer Mission, den Handel erfolgreich zu machen. „Deshalb wollen wir zukunftsorientierte Mehrwerte für Händler und Industriepartner, auf Basis der Datenstrategie und der datengetriebenen Produkte und Dienstleistungen, schaffen.“ Die ANWR stehe dabei als Vermittler zwischen den Marktteilnehmern (Handel und Industrie) und befülle den Datenkreislauf mit. „So kommt es also zum Dreiklang: aus Handel, Industrie und Verband“, resümiert der Datenexperte.

Händler Bode spürt die Innovationspower im Bereich Daten: „Momentan ist so viel im Gange, da kommen wir auf ein ganz anderes Level. Und zukünftig werden Daten noch viel mehr Möglichkeiten bieten.“ Als Pilothändler der neuen ANWR-Performanceberatung ist Bode selbst in die Entwicklungen involviert: „In der Performanceberatung liegt natürlich ein weiterer großer Hebel, um noch detaillierter mit Daten zu arbeiten“, berichtet der Schuhhändler. Die Performanceberatung liefert Reports mit konkreten Handlungsoptionen in den Bereichen Sortiment, Rohertrag sowie Pricing, Bestand und Vertrieb. Dafür werden die Daten des Händlers ins Verhältnis zur Benchmark innerhalb vergleichbarer Filialen oder Cluster gesetzt. „Die dahinterstehende Datenstruktur ist vielleicht komplex“, sagt Mathias Schwabe, „aber die Visualisierungssoftware Power BI und das dafür entwickelte Dashboard sind sehr intuitiv und möglichst einfach gehalten. So verwenden wir beispielsweise ein Ampelsystem, das einen Handlungsbedarf als Erstimpuls visualisiert.“
Händler Bode berichtet weiter: „Momentan arbeite ich an meiner eigenen, individuellen Vorgehensweise mit dem Tool. Durch die vorhandenen Filter und Analysen ist es mir als Händler möglich, das Tool für das eigene Unternehmen und in der täglichen Arbeit am nutzbringendsten einzusetzen. Die Performanceberatung bietet sehr viele Auswahl- und Filtermöglichkeiten, zum Beispiel auf Artikel-, Filial- oder Lieferantenebene.“ Ist die Basis jedoch einmal gelegt, sieht Bode in den neuen, datengetriebenen Technologien vor allem auch eins: „Es ist ein großer zeitlicher Hebel für uns Händler, wenn Aufgaben, die heute noch sehr oft manuell gemacht werden, zukünftig verstärkt durch moderne Datentechnologien oder auch durch KI unterstützt werden können. Die neue ANWR-Performanceberatung ist dahingehend nochmal ein Riesenschritt.“

Auf die Daten, fertig, los!

Aus diesem Grund möchte Christian Bode seinen Händlerkolleginnen und -kollegen gern Mut machen für die Arbeit mit Daten und den Blick über den Tellerrand der eigenen Daten hinaus. „Beschäftigt euch mit dem Thema“, so sein Appell. „Fangt an, die Möglichkeiten zum Vergleich zu nutzen, und tauscht euch mit Kolleginnen und Kollegen über Daten aus. Das hilft – ganz unabhängig von der Größe eures Geschäfts!“ Ein guter und lockerer Einstieg in das Thema sei auch der mündliche Austausch in den Erfa-Gruppen. Mathias Schwabe ergänzt: „Daten mögen komplex erscheinen, aber genau hierfür sind unsere datengetriebenen Produkte und eingesetzten Technologien da: um die Darstellung und Interpretation möglichst benutzerfreundlich zu gestalten. Und sollte es doch Rückfragen geben, ist unser Team jederzeit gerne bereit, mit Expertise zu unterstützen!“