Wer die Zukunft des Handels erkunden will, der sollte einmal mit Margit Gosau und Dominik Solleder sprechen. Die beiden Geschäftsführer der SPORT 2000 machen sich viele Gedanken darüber, welche Werte in Zukunft entscheidend sein können und was das für Händler, Partner und Verbünde bedeutet. Eine Sache, die beide direkt zu Anfang des Gesprächs betonen: Verbindlichkeit ist einer der Zukunftswerte für Händler. Denn nur durch Verbindlichkeit wächst Vertrauen und Vertrauen ist für Gosau weit mehr als eine weiche Managementfloskel. „Es ist ein Wert, den man nicht verordnen kann. Er entsteht über Jahre, indem man immer wieder zeigt: Wir halten, was wir versprechen.“
Gerade in Krisenzeiten habe sie erlebt, wie Vertrauen Partner zusammenhalte. Für die SPORT 2000-Chefin ist es ein echter Wettbewerbsfaktor: Wer Verlässlichkeit biete, sichere sich Loyalität. Solleder betont dabei die praktische Dimension: „In jeder Partnerschaft gibt es Graubereiche, die nicht durch Verträge abgedeckt werden. Genau da braucht es Verbindlichkeit, damit Vertrauen entsteht.“ Das gelte besonders in einem Verbund, in dem selbstständige Unternehmer und Zentrale eng verzahnt arbeiten müssen. Gerade deshalb ist die Verbindlichkeit nicht nur sinnvoll, sondern sogar nötig. Ja, vielleicht sogar überlebensnotwendig.
Die Stärke von SPORT 2000 liegt in der Vielfalt
In der Praxis bedeutet Verbindlichkeit vor allem Verlässlichkeit, Vertrauen und dass man langfristige Partnerschaften pflegen muss. Was Verbindlichkeit nicht bedeutet: dass Individualität verloren geht. Viele Händler äußern die Sorge, durch neue Konzepte eingeengt zu werden. Gosau hält dagegen: „Niemandem wird etwas übergestülpt. Standardisierung ist da, wo sie Sinn macht: bei Marketing, Logistik, digitalen Services. Sie soll entlasten und Freiräume schaffen.“
Sie sieht die Stärke von SPORT 2000 gerade in der Vielfalt, in der Verbindung von gemeinsamer Schlagkraft und individueller Handschrift. Standard wo nötig, Freiraum wo möglich: Das betont auch Solleder und greift dafür auf seine Erfahrung mit Händlerinnen und Händlern zurück. Er hat nämlich in zahlreichen Gesprächen festgestellt, wie detailversessen manche Händler ihre Sortimente planen. Gerade dort brauche es keine zentralen Vorgaben. Andere wiederum profitierten massiv von standardisierten Konzepten, etwa im Teamsport. „Wichtig ist: Jeder hat die Wahl. Formate sollen Vorteile bieten, aber niemand wird gezwungen“, sagt Solleder.
Daten als Hebel
Besonders wichtig wird Verbindlichkeit in der praktischen Zusammenarbeit, wenn es um geteilte Daten geht. Zwar fürchten manche Händler, „verwundbar“ zu werden oder die eigene Position preiszugeben. Gosau sieht darin jedoch eine der größten Chancen für die Zukunft des Einzelhandels: „Anonymisierte Benchmarks helfen, Potenziale zu erkennen. Sie zeigen, wo man im Vergleich zur Gruppe steht – und wo es Stellschrauben gibt, die das Geschäft profitabler machen.“ Auch Solleder verweist auf konkrete Erfahrungen, etwa in der Outdoor-Kommission. Dort hätten Skeptiker erlebt, wie wertvoll gemeinsame Datenpanels sein können. „Viele Händler haben inzwischen erkannt, dass Benchmark-Analysen konkrete Tipps liefern. Sie zeigen, welche Warengruppen besonders profitabel sind, welche Marken die besten Margen bringen und wo Prozesse effizienter gestaltet werden können. Es geht nicht um die Kontrolle Einzelner, sondern um kollektiven Nutzen.“
Gleichzeitig soll persönliche Nähe gestärkt werden. Kommissionen, Erfa-Gruppen und Messen sind dafür wichtige Plattformen. Solleder nennt zudem Roadshows als ein mögliches zukünftiges Modell: mehr Nähe, mehr Austausch, mehr Wissenstransfer, auch außerhalb von Mainhausen. „Wir wollen Nutzen stiftende Services und Benchmark-Daten dezentral präsentieren“, erklärt Solleder. „So erreichen wir auch Händler in Regionen, die sonst kaum teilnehmen könnten.“