Eine Händlerin in ...

Teresa Henkel führt eines der höchstgelegenen Schuhgeschäfte Deutschlands.

Wo andere Urlaub machen

Es gibt zwei Arten, dem Schicksal zu begegnen: Die einen hadern mit ihm, die anderen machen das Beste draus. Die Menschen in Nesselwang haben sich für die zweite Option entschieden.

Das Städtchen im Allgäu liegt auf halber Strecke zwischen Kempten und Füssen, auf einer Höhe von 867 bis 1624 Metern. Wie so viele Orte hat auch Nesselwang aus der geographischen Not eine ökonomische Tugend gemacht: Die knapp 3.800 Einwohner des Luftkurorts beherbergen jährlich mehr als 100.000 Urlaubsgäste – und davon profitiert auch ein Laden in der Ortsmitte.

870 Meter über dem Meeresspiegel betreibt Teresa Henkel eines der höchstgelegenen Schuhgeschäfte Deutschlands. Die 47-Jährige führt das Unternehmen bereits in der dritten Generation, ihre Großeltern eröffneten das Geschäft im Jahr 1924. Heute liegt „Schuh Mode Henkel“ 700 Meter entfernt vom Skilift, deshalb macht Henkel die Hälfte des Umsatzes mit Urlaubern.

Vor 13 Jahren entschied sie sich dazu, das Sor- timent zu erweitern – zunächst nur auf einer Kleiderstange, Henkel wollte erstmal testen, wie das Angebot ankommt. Weil das so gut funktionierte, eröffnete sie knapp 300 Meter entfernt mit „Teresa Schuh Fashion“ ein zweites Geschäft, in dem die Textilien heute etwa 80 Prozent des Umsatzes ausmachen. Durch die Coronapandemie hat der Tourismus auch in Nesselwang gelitten. Doch in dieser Zeit konnte sich Henkel auf ihre örtlichen Stammkunden verlassen, an manchen Tagen verkaufte sie die Schuhe aus ihrem eigenen Garten heraus. Da merkte sie erneut, wie wichtig die persönliche Beziehung ist: „Bei vielen Kunden haben sich über die Jahre Vertrauensverhältnisse aufgebaut“, sagt Henkel, „auch bei Touristen.“

Deshalb ist sie davon überzeugt, als stationäre Händlerin eine Zukunft zu haben. Als Vorsitzende der Einzelhandelsgemeinschaft will sie die Attrak- tivität von Nesselwang erhalten. Und sie hat sich vorgenommen, immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Inzwischen verkauft sie Geschenk- ebenso wie Dekoartikel. „Dadurch bleiben die Kunden länger und kommen häufiger, was wiederum den Umsatz steigert“, sagt Henkel, „und das macht Mut.“

Text: Ullrich Lüke
Foto: Stefan Schütz