360 Grad Beratung

Für eine erfolgreiche Positionierung des eigenen Unternehmens lohnt es sich, dieses aus sämtlichen Perspektiven zu betrachten.

Armin Reimann (links) ist Handelsberater der ANWR Schuh GmbH
im Bereich Norddeutschland. Dort moderiert er
Erfahrungsaustauschgruppen zur 360 Grad Beratung.

Michael Reusch ist Geschäftsführer des Schuhhaus Hilbers in Nordhorn.
Er war 2022 Finalist des August-Blanke-Preises.

Herr Reusch, gab es aufgrund der mit Herrn Reimann durchgeführten 360 Grad Beratung Veränderungen, die Sie sich vorher nicht vorstellen konnten?

Michael Reusch: Ja und nein. Durch die Zusammenarbeit mit zwei Generationen sprechen wir häufig über Ideen und mögliche Veränderungen, weswegen wir vieles schon thematisiert hatten. Es gibt aber auch Themen, über die wir durch die Beratung viel intensiver nachgedacht und diskutiert haben, als wir es sonst getan hätten.

Wie wichtig ist dieser Perspektivwechsel, um sich mit der Zukunft des Unternehmens zu beschäftigen?

Armin Reimann: Wenn es gelingt, die aktuelle Situation von verschiedenen Seiten zu betrachten und zu bewerten, fällt es viel leichter, die notwendigen Ziele und Maßnahmen für das Unternehmen definieren und festlegen zu können.

Gibt es denn tatsächlich einen Unterschied zwischen der 360 Grad und der „klassischen“ Beratung?

AR: Auf jeden Fall. In der klassischen Beratung werden meistens einzelne Themen „abgearbeitet“. In der 360 Grad Beratung dagegen schauen wir uns die Entwicklung des kompletten Unternehmens an, stellen den Ist-Zustand fest, fixieren einen Zielwert und definieren dann nachvollziehbare Maßnahmen. Das sensibilisiert bei der Beratung enorm.

Welche Rolle spielen Zukunftsszenarien?

AR: Eine entscheidende: Das System beschäftigt sich hauptsächlich damit, wo wir hinwollen. Und damit beschäftigt sich der Händler zwangsläufig mit der Zukunft. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Herr Reusch, woher kam der Wunsch, sich jetzt mit der Zukunft Ihres Unternehmens zu beschäftigen?

MR: Der größte Antrieb sind sicherlich wir selbst. Meine Frau und ich arbeiten seit etwa drei Jahren im Unternehmen meiner Eltern und haben noch den Großteil unseres Berufslebens vor uns. Daher ist es essenziell, sich intensiv mit der Zukunft des Unternehmens und damit auch unserer Zukunft zu beschäftigen. Ein wichtiger Teil unserer Motivation sind aber auch unsere Mitarbeiter, die wir sehr schätzen und denen wir auch in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz bieten möchten.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?

MR: Aktuell ist alles sehr schnelllebig, da sind fünf Jahre eine lange Zeit. Ich gehe aber davon aus, dass es weitere Verschiebungen der stationären Umsätze in den Onlinehandel geben wird. Deshalb versuchen wir, die Verzahnung von online und offline weiter auszubauen und den Kunden dadurch einen Mehrwert zu bieten. Außerdem gehen wir davon aus, dass wir uns immer öfter fragen müssen, wie wir, zum Beispiel mit unserem Sortiment, weiterhin die Kunden in der Region für uns begeistern können.

Würden Sie Ihren Händlerkollegen die 360 Grad Beratung empfehlen?

MR: Auf jeden Fall. Die Herausforderungen im Handel sind so groß wie lange nicht mehr. Oft fehlt die Vorstellungskraft für neue Ansätze, um Lösungen für die Zukunft zu finden. Und gerade in diesem Fall hilft die 360 Grad Beratung und der Austausch mit dem Handelsberater enorm.

Interview: Susanne Clausen, Ullrich Lüke
Fotos: Andreas Wiese

Armin Reimann, Experte für die 360 Grad Beratung

Gemeinsamer Blick auf die Handlungsfelder