Lass das doch mal alle machen

Händler Ivo Pfister von GO-IN Sursee in der Schweiz gibt drei Tipps zu moderner Personalführung.

I: Ivo Pfister ist seit 2001 Angestellter der Kunz-Sport AG (Schweiz).
Dort hat er zunächst seine Lehre als Detailhandelsangestellter gemacht.
Danach war er zwei Jahre beim Sportartikelhersteller Black Diamond im Außendienst beschäftigt,
bevor er anschließend wieder den Weg zurückfand.
Heute ist er Geschäftsführer und Teilhaber bei GO-IN in Sursee, einem Unternehmen der Kunz Sport AG,
die neben dem Standort Sursee noch ein Geschäft in Willisau betreibt.

Viele reden über kreative Arten, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Ivo Pfister von GO-IN Sursee in der Schweiz hat sie umgesetzt. Hier kommen drei ungewöhnliche Tipps – und ihre Umsetzung.

1. Alle dürfen entscheiden

„Interne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Interesse an einer Position haben, bewerben sich. Anders als sonst wird dann mit dem ganzen Team eruiert, welche der bestehenden Angestellten für die Position in Frage kommen oder ob die Stelle extern ausgeschrieben werden muss. Das ist ein ziemlicher Seelen-Striptease, wenn die eigenen Stärken und Schwächen vor dem ganzen Team besprochen werden. Zwar entsteht ein Konkurrenzkampf, aber der ist nicht größer, als wenn wir als Geschäftsleitung die Entscheidung allein treffen. Zudem fühlen sich die Personen, die den Kürzeren ziehen, weniger vor den Kopf gestoßen als wenn sie einfach vor die vollendeten Tatsachen gestellt würden. Vom Resultat der Vorgehensweise bin ich voll und ganz überzeugt.

Die Begründung eines Entscheides ist absolut transparent. Wir haben dadurch insgesamt weniger Auseinandersetzungen innerhalb des Teams, da alle bei den Entscheidungen mitgewirkt haben und diese dadurch besser verstehen. Zudem kann durch dieses Wissen ein Entscheid besser akzeptiert werden. Das ist wieder gut fürs Geschäft: Zufriedene Mitarbeitende schaffen einen höheren Output und strahlen positivere Emotionen vor unseren Kunden aus.“

2. Ausbildung mal anders

„Wir trauen unseren Auszubildenden viel zu und deswegen dürfen sie eine eigene Filiale leiten. Durch diese Mikrofiliale, in welcher sich das Sortiment vor allem an junge Kundinnen und Kunden richtet, bekommen die Lernenden ein Umfeld, in dem sie sich unter Begleitung von erfahrenem Personal ziemlich austoben können. Das kommt bei den Lernenden enorm gut an und sie erfahren, wie viel der Detailhandel bieten kann. Dieses positive Erleben wirkt sich auch auf die Kunden- und Lieferanten-Zufriedenheit aus. Das Risiko, dass dabei etwas schiefläuft, stufe ich als gering ein. Noch dazu wäre das Risiko, unmotivierte Auszubildende zu haben, ein viel Größeres für das eigene Geschäft. Darüber hinaus ziehen motivierte Auszubildende wiederum neue an, die dann zu großartigen Mitarbeitenden werden können. Im letzten Jahr durften wir drei von drei Abgängern weiter bei uns beschäftigen und wir sind froh, dass sie uns treu geblieben sind, denn wir dürfen mit Stolz sagen, dass unsere Absolventen seit vielen Jahren in Serie zu den besten des Kantons gehören.“

3. Die Filiale für die Mitarbeiter anpassen

„Wir bauen gerade eine Filiale um, auch dabei dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbestimmen. Oftmals wird dem Architekten ja gesagt, man wolle einen schönen Laden in welchem dieses und jenes Sortiment Platz haben soll. Erst danach werden die Prozesse dem Laden angepasst. Wir überlegen uns in mehreren Kleingruppen zuerst die Prozesse. Eine Frage an die Mitarbeitenden war: „Was nervt euch bei welchem Kundenbedarf am meisten?“ Die Antwort: Abholen eines bestellten Artikels, da dann sehr viel Zeit verloren geht und der Kunde warten muss. Nun sind wir an der Umsetzung einer Rezeption, bei welcher der Kunde seine bestellte Ware innerhalb von maximal 45 Sekunden von uns ausgehändigt bekommt. Dasselbe haben wir schon beim Bike-Verkauf, ein bekanntlich sehr serviceorientiertes Geschäft, umgesetzt und so werden noch weitere Prozesse in unseren neuen Filialen optimiert.“

Protokoll: Ullrich Lüke